Nach dem gestrigen Regentag, ich habe
im Grunde den ganzen Tag in meiner Lodge am Laptop verbracht, gib es
heute recht früh zum Organic Market im Dorfzentrum. Hier gab es
endlich mal halbwegs vernünftiges Brot von einem europäischen
Farmer der zumindest mit Vollkorn Weizenmehl bäckt. Auch Schischa
ein Fermentiertes Mais-Getränk was etwas an Kombucha erinnert kann
man hier für 1$/Liter erwerben.
Dann geht es auf zum „Sacret suenos“,
der Permakultur Community in den Bergen.
Der Aufstieg ist durchschnittlich
anstrengend und geht oft durch recht Ausgespülte Wanderwege. Diese
sind teilweise so gründlich ausgespült das man in einem Canyon von
bis zu 3meter höhe läuft und da es gestern regnete sind diese
teilweise gründlich verschlammt. Diese sind aber dank meinen neuen
„Ziegenverfolgungslatschen“ aber kein Problem.
Auf dem Weg zu „Sacret suenos“
kommen wir an einer Kuhweide welche sehr an eine klassische Alm
erinnert vorbei. Wir finden jeder eine Handvoll „Psylo Cubensis“
diese gelb/weisse Pilze mit blau/schwarzen Lamellen sind leicht zu
erkennen und für psychoaktive Pilze hier aus unerklärlichen Gründen
besonders groß.
Diese auf dem Kuhmist gewachsenen
wurden hier wohl auch nicht ganz unbeabsichtigt verbreitet. Mein
Reiseleiter berichtet mir das diese hier auch die gelben Lehrer
genannt werden und abgesehen von der psychoaktiven Wirkung stark
medizinisch auf Knochen Gelenke und Sehnen wirken – und teilweise
hauptsächlich deswegen genutzt werden.
Auf dem „Sacret suenos“ angekommen
finde ich eine schöne organische Terrasse mit atemberaubendem
Ausblick und – JUHU!, genau richtig, ein paar Decken und Kissen für
ein Powernap in 2200m Höhe. Nach Mittagessen und Gesprächen mit den
Bewohnern geht es dann den Berg wieder hinab – diesmal einen
anderen, zauberhaften, Weg bis wir an einem schönen Bunten und vom
Leben durchdrungenen Haus ankommen – es gefällt mir hier gleich
sehr gut.
Hier Wohnt eine Familie mit Kindern
welche einen Laden mit Kosmetik, natürlichen Medizinprodukten und
Schmuck im Dorfkern betreibt. Nach der freundlichen Begrüssung
bemerke ich zu meiner Freude das auch zwei deutsche Mädels anwesend
sind und so kommt man schnell ins Gespräch.
Dann geht es auch gleich los –
Schwitzhütte vorbereiten.
Etwas Abseits der Hütte an einem
kleinen Bach ist schon das Schwitzhüttengestell dauerhaft aufgebaut
und wird schnell mit Decken abgehangen. Die noch Regennasse
Feuerstelle wird präpariert und Wasser aus dem Bach rangeschafft.
Wir sind ca. 10 Leute und jeder bekommt ein von den Schwitzhütten
Steinen gereicht um sich etwas zu wünschen, für sich oder laut in
die Runde diese kommen auf die dafür vorbereiteten Holzstämme.
Jeder bekommt so 2 bis 3 Steine um sie bewusst auf die Feuerstelle zu
legen. Der Zeremonienmeister meint das wir die Steine später
wiedererkennen werden. Dann wird gemeinsam das Feuer angezündet,
ziemlich aufregendes unterfangen wenn 10 Leute mit Streichhölzern
eine nasse Feuerstelle versuchen anzuzünden. Mit Kerzen und Pappe
wird nachgeholfen – Es brennt endlich.
Der Zeremonienmeister erzählt das die
Schwitzhütte den Bauch der Erdenmutter verkörpert und die heissen,
glühenden Steine die Samen der Sonne darstellen. Während der
aufreibenden Brut wird dann der neue Mensch aus dem Schwitzhütten –
Erd – Körper geboren. Am Feuer sitzend werde ich höflich gebeten
mich umzusetzen – verstehe garnicht wieso – AhJa – alles klar,
ich sitze zwischen Schwitzhüttentür und Feuerstelle – dieser Weg
muss aber frei sein.
Wir sitzen nun alle chillig ums Feuer
es wird musiziert geredet - Pfeife geraucht. Nicht für mich denn Ich
merke wie die Pilze welche wir bereits auf dem Weg zu Schwitzhütte
genascht haben ihrer Wirkung dezent, fast subtil, vorsichtig wie
immer ;-) gerecht werden... Auch die Steine werden sichtbar immer
heisser.
Der Zeremonienmeister bittet und
aufzustehen und bläst jeweils in die 7 Richtungen auf dem magic
Muschelhorn. Er bittet die 7 Richtungen, die Geister, um wohlwollen,
Schutz und Beistand bei unserer Reise- so richtig im Detail kann ich
es auf spanisch zwar nicht verstehen – aber ich habe eine gute
Ahnung wohin die Reise geht, das kommt mir doch alles sehr bekannt
vor... Nach kurzer Respektvoller Andacht kommen wir wieder in vor
freudige Alegria Stimmung mit Musik, trommeln und Rainbowsongs.
An und für sich kommt mir diese
Symbiose von bewussten Menschen aus vornehmlich Deutsch und Spanisch
sprechenden Menschen sehr bekannt vor - von den Kanaren Gatherings
welche ich in den letzen Jahren ja recht häufig besucht hatte. Da
haben wir die Deutschen welche sich oft mit ihren schweren Gedanken
und Anhaftungen oder gar Komplexen – im Mystischem Sinne könnte
man Dämonen sagen, quälen wobei sie doch ganz liebe Menschen sind.
Die Spanisch sprechenden Menschen wirken vorerst recht fröhlich,
lustig und locker evtl. oberflächlich – Alegria halt. Auch wenn
dem Mitteleuropäer auch eine grosse Freude im Herzen wohnt und man
dem spanisch, südlichen Temperament auch eine grosse Tiefe
zuzuschreiben kann – wenn beide bereit sind dies zuzulassen. An dem
heutigen war dies genau so gegeben und hat unsere gemeinsame Reise
sehr bereichert.
Auch sehr bereichert hat mich die Erfahrung vom Rappel. Dies ist ein fein
gemahlener Schnupftabak welcher mit verschiedensten Kräutern
angereichert wird, um diesen mit einem Röhrchen in die Nasenhöhlen
gepustet zu bekommen – oder selber zu pusten. Da ich seit einem
halben Jahr ein grosse Fan von Schnupftabaken bin habe ich mir die
Gelegenheit dies vertrauensvoll ausprobieren zu können natürlich
nicht entgehen lassen. Es hat mächtig gebissen, Tränen laufen, aber
irgendwie sehr angenehm, aufregend, nicht betäubend sondern richtig
klar. Und mir war so als könnte ich meine Aufgaben Blockaden aber
auch Potentiale vor und besonders während der Schwitzhütte viel
besser, klarer zu erkennen.
Es geht los, der Zeremonienmeister
bitte uns sich vorzubereiten, nochmal auf's Klo, naksch machen,
Sachen sicher verstauen. Wir werden der Reihe nach vor dem betreten
der Schwitzhütte ab geräuchert und betreten die absolut dunkle
Schwitzhütte. Während wir sitzen und auf die Steine warten singen
wir ein fröhliches Lied auf Spanisch es wird angefügt Liebe, Paz,
Alegria, Libertat, Harmonia, Salud, usw... - die Wünsche auf
unserer Reise.
Die Schwitzhütten „Porta“ wird
geschlossen und das Wasser auf den Steinen mit einem lauten „Aho!“
Begrüsst. Der Zeremonienmeister erzählt währenddessen etwas auf
spanisch das ich nur zu 10% verstehen kann – doch da von den
anderen Anwesenden, der Liebe und dem Leben zugewandten „Hippies“
keiner rebelliert - gehe ich davon aus das das alles seinen Gang geht
und dies auch in meinem Sinne ist. Es wird angenehm warm und so
langsam beginne ich um den Kopf zu schwitzen. Wir singen und atmen
Tief. Dann ist der erste, milde Gang beendet und die Porta wird
wieder geöffnet.
Wieder erwarten gehen wir nicht raus,
sondern bleiben sitzen und geniessen die frische Luft. Und wieder das
fröhliche Lied auf Spanisch mit unseren Wünschen. Mein innerer
Dialog – das ewig selbige Geplapper des eigenen Verstandes, der
Konditionierungen ist schon fast verklungen und ich singe fröhlich
mit - es fühlt sich leicht und heiter wie in einer lustigen
Kindergartengruppe.
Es wird eine Schale mit in Honig
getränkten Pilzen gereicht. Ich fische mir andächtig vorsichtig
einen kleineren Pilz heraus und lange dann voller Freude nochmal
lustvoll den Finger in den unglaublich leckeren Honig. Hm...
Währenddessen werden immer mehr Steine in die Schwitzhütte getragen
und ich bekomme eine respektable Vorahnung – hatten wir echt
soooviele Steine auf dem Feuer?
Die zweite Runde beginnt die „Porta“
wird wieder mit einem lauten Ahooo! Geschlossen. Der
Zeremonienmeister kippt haufenweisse Wasser auf die Steine und bittet
uns tief zu Atmen. Ich Atme soweit mir möglich – auch wenn das
Angst-Blockadebedingt nur ca. 1/3 des gefühlt Möglichen ist – was
es auch nicht viel einfacher macht. Die Hitze drückt unerbärmlich
vom Kopf bis fast zu den Füssen – es wird wieder gesungen – der
Gesang hilft nun sich abzulenken. Die ersten Psychonauten verlassen
die Schwitzhütte. Der Zeremonienmeister kippt nachdem die Porta
schnell wieder geschlossen wurde den restlichen Wassereimer komplett
über die Steine, ein Raunen geht durch die Hütte.
Ich beginne mich zu fragen ob ich auch
rausgehen sollte. Aber NEIN! – mein innerer Dialog: „wie soll ich
denn meine seit langen anvisierte Ayahuasca „Operation“
überstehen wenn ich nichtmal diese Schwitzhütte durchstehe?“. Ich
fühle mich schwach und ohne Erdung, habe das Bedürfnis mich mit dem
Bauch auf die Erde zu legen, dazu ist aber kein Platz. Ich helfe mir
aus und leite die überschüssige Energie vom Solarplexus mit den
Händen in die Erde ab. Und immer wieder Atmen.
Mit einem lauten Ahooo! Bestätigen die
Insassen die „Porta“ wieder zu öffnen. Etwa die hälfte der
„Passagiere“ verlässt nun die Schwitzhütte und es gibt lange
frische Luft, es wird wieder aus haltbar. Ich habe dennoch mächtig
mit mir zu tun. Ich frage nach Wasser und ich kill eine halbe
Flasche. Wie soll ich die dritte – die nächste Runde überstehen?
Ich frage ob ich mich legen könne,
aber der Zeremonienmeister meint das sie mit Vertrauen in Mutter Erde
beständig bleiben und wenn es zu arg wird den Kopf nach vorn zur
Erde zu legen. Vertrauen! Na super! Da haben wir doch wieder mal so
eine Baustelle...
Er erzählt das die nächste „Porta“
nun die „Porta“ zum sterben sei. Ich verstehe - das alte
mystische Schamanen-Ding, altes nichtmehr nötiges, überwundenes
stirbt und wir legen es ab wie eine Schlange ihre alte Haut. Da habe
ich natürlich echt Bock drauf und es motiviert mich zu bleiben und
das jetzt einfach mal durchzustehen.
Ich erkenne den grossen Stein wieder,
welchen ich zu Beginn in die Hand bekommen hatte, um ihn aufzuladen
und auf die Feuerstelle zu legen. Er glüht bedrohlich vor mir...
Aha! Nach einem weiteren kräftigen Schluck Wasser schliesst sich die
„Porta“ wieder. Der Zeremonienmeister haut plötzlich schnell
hintereinander Wasser auf die Steine und ich geh einfach nur noch
kniend mit dem Kopf zu Boden. Er meinte das wir jetzt nur noch Liebe
einatmen, die pure Liebe. Ich erinnere mich an einen Tipp den ich von
einer Atemlehrerin während des Gailalda bekommen hatte und übe dies
konzentriert – es hilft mir sehr weiter. Und dennoch bin ich kurz
vorm Heulen, aber es gibt keinen Ansatz dazu. Vertrauen, ja so ist
das also... hm... garnicht so schlecht.
Die Anderen Insassen sind da schon viel
weiter sie singen fröhlich ihre Lieder und chanten sich schön einen
ein. Sie sitzen da gefasst, konzentriert, Profis. Sie wirken ein
wenig wie Ausserirdische von einem Anderen Stern, als würde sie das
garnicht tangieren – sicher haben sie schon ganz andere
Geistesübungen durch. Wenn ich versuche mitzusingen bekomme ich
grade so ein Wort herraus, es dreht ordentlich in der Rübe, ich
lasse es wirken und konzentriere mich auf die Atmung. Im Grunde
verbringe ich den ganzen dritten Gang, die dritte „Porta“ in der
Kindchenstellung mit der Stirn auf dem Boden.
Der Zeremonienmeister gibt einen
ordentlichen Wassernachschlag ist aber bemüht uns dabei auch einen
ordentlichen Schlag Wasser abzugeben was wir dankbar annehmen. Dann
kippt er wieder den Rest des 20 Litereimers über die Steine in der
Erdmulde. Es vergehen noch ca. 3 Minuten von denen ich nix mehr
weiss. In vor freudigen Einvernehmen wird das öffnen der „Porta“
von den Insassen mit einem „Ahoo“ begrüsst. Ich freue mich schon
raus an die frische Luft zu kommen aber die Insassen machen keine
Anstalten aus der Hütte zu gehen – der Zeremonienmeister fragt
mich ob ich raus will und lässt mich vorsichtig wacker zitternd aus
der Schwitzhütte krabbeln.
Vor der Schwitzhütte breche ich
augenblicklich zusammen. Endlich kann ich auf der Erde liegen und
muss nichtmehr sitzen. Den besorgt fragenden kann ich nach ca. 3
Minuten endlich vermitteln das alles okay ist und ich hier einfach
nur liegen muss – HA! wie ein besoffener der im Graben liegt und
einfach nicht weg will. Dann bekomme ich 2 ordentliche Wassereimer
über und bin nach 10min. Wieder in der Lage mich aufzustellen.
Danach geht es zu einer ausgiebig, gründlichen Reinigung in den Bach
– was Wasser doch so alles wegzuspülen vermag.
Nachdem auch die letzten Schwitzhütten
Insassen – sie haben sich wohl in der offenen Schwitzhütte
langsam, meditativ runter kühlen lassen sich gereinigt und bekleidet
haben, treffen wir uns alle wieder am Feuer. Es gibt einen
Dankescircle der mich sehr ans Rainbow erinnert – wir umarmen uns
alle einzeln, gegenseitig und bedanken uns beieinander.
Mein Reiseleiter hatte mir ja schon vor
ein paar Tagen erzählt das heute Schwitzhütte bei einem Freund ist.
Er erzählte das M. Keine Rituale mache und ich erwartete eine
Schwitzhütte ähnlich wie wir sie z.b. beim Gailalda bisher immer
gemacht hatten. Dies war allerdings nur ein Trick vom Reiseleiter um
mich vor meinen eigenen Erwartungen zu schützen – sehr schlau -
Vielen Dank dafür!
Gemessen an dem was ich bisher erleben
durfte war dies die authentischste Schwitzhütte. Eine bestimmt aber
undogmatisch, entspannte Zeremonie welcher es an Tiefgang und Freude
keinesfalls fehlte. Vielleicht schaffen wird das in dieser Qualität
ja auch mal bei uns in heimischen Gefilden. Dann aber sicherlich
besser ausserhalb des Feier – Kontextes.
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